Social Media als Waffe

Es ist längst bewiesen, dass Russland die malaysische MH 17 abgeschossen hat, siehe den Bericht der unabhängigen Plattform Bellingcat und munter direkt in den Krieg um die Ukraine eingreift, siehe ebenfalls den Beweis von Bellingcat . Darüber hinaus gibt es aber längst Eskalationsstufen vor einem Schusswechsel, an denen Moskau munter herumbastelt.

So ist auffällig, wie oft bei kritischen Berichten zu Russlands Verhalten sofort ein regelrechtes Störfeuer von Russlandfans kommt. Mal wird auf die Nato geschimpft, mal eine Parallele zur rechtswidrigen Invasion im Irak gezogen, mal an die Geschichte erinnert und sehr oft einfach nur mit Schlagworten denunziert. Siehe auch den Bericht des Auslandsjournal (ZDF). Das funktioniert prächtig, denn bei der Meinungsbildung steigen so manche Zeitgenossen und allen voran russlandfreundliche Politiker nebst ebensolchen Journalisten auf die vermeintlichen Berichte ein.

Was davon alles wahr sein kann, fragt man am besten die „Journalisten“ von Russia Today (siehe Wikipedia), einem 100% unter Kremlkontrolle stehendem Propagandasender mit einem Jahresbudget von mindestens 200 Mio Euro. Ungefähr die gleiche Summe dürfte noch einmals für die Penetrierung sozialer Netze vorhanden sein. Billiger wird es nur dadurch, dass hier Verantwortliche und Medienmacher ungeprüft vieles übernehmen oder mit eigener Ideologie vermischen und kundtun. Einige davon dürften schlichtweg auch gekauft sein, weil es Sinn macht.

Warum funktioniert das aber so gut? Nun, es ist erstens von sehr langer Hand geplant und kann jeden Fehlgriff westlicher Demokratien, wie auch aktuelle Entwicklungen schnell aufgreifen. Dazu gibt es eine Szenerie von absoluten Falschmeldungen bis hin zu ein paar Bröckchen Fakten. Diese Mischung fällt bei vermeintlichen Wahrheitssuchern auf sehr fruchtbaren Boden. Die paar Fakten, welche stimmen, bestätigen immer wieder das dumpfe Gefühl für dubiose Machenschaften des Westens. Kann sein, dass die ideologisch grundsätzlich so denken oder etwas ausgetickt sind, das Resultat ist in jedem Fall recht preiswert gegenüber einer bewaffneten Auseinandersetzung. (Ich will für westliche Demokratien nichts beschönigen, es lief und läuft tatsächlich vieles schief. Nur halte ich unser System für immer noch besser als andere.)

So, was sind denn die Hintergründe von Russlands „Heim ins Reich“ Politik? Persönlich vermute ich zunächst Ablenkung von innenpolitischen Problemen. Nichts eint so schön, wie der gemeinsame Feind vor der Haustür. Und es geht um Geld, sehr viel Geld. Die Oligarchen und die hohen Staatsbediensteten plünderten und plündern den Staat doch recht ungeniert. Putin wird oft auf zig Milliarden geschätzt, während er im staatskontrollierten Fernsehen den einfachen Diener des Volkes gibt. Die Oligarchen verdienen ebenfalls prächtig.

Mit diesen Hintergedanken darf man sich einmal die Ermordung von Boris Nemzov durch den Kopf gehen lassen. Sofort gab es Gerüchte, dass Islamisten, der Westen, Tschetschenen, die russische Opposition selbst, die Ukraine und sonst wer dahinter stecken würden. Störfeuer de luxe. Und sie wurden explosionsartig verbreitet. Dafür braucht man schon etwas Manpower und bspw. viele Accounts in Twitter, Facebook, etc.. Sie dürfen sich jetzt selbst denken, wer so viel Meinungsdruck mit so vielen Theorien in die Welt setzen kann…….. Moderne Kriege werden nicht nur mit Waffen ausgetragen. IT-Angriffe und jede Menge Stimmungsmache in sozialen Netzen und anderen Medien flankieren den ersten Schuss.