Crowd-Sourcing und Pitches kritisch betrachtet

Ich war letztens auf einer Internet-Konferenz und habe mir einen Vortrag zum Crowd-Sourcing angehört. Der Redner stellte die vielen positiven Aspekte heraus, wenn man beispielsweise ein neues Logo sucht und dann weltweit nach Ideen fragt. Kann man machen. Der Redner sagte dann, dass er unter mehreren Hundert Entwürfen das passende Logo sehr preiswert erhalten hat. Das ist schön für ihn.

Aber was ist mit den ganzen Agenturen, welche eine riesige Menge Arbeit hineingesteckt haben? Nehmen wir mal hypothetisch an, man bräuchte für ein Logo im Schnitt eine halbe Stunde und 200 Agenturen oder Designer würden sich damit beschäftigen. Dann wären insgesamt 100 Arbeitsstunden angefallen und eine einzige Agentur oder ein einziger Grafiker würde gerade mal zwei- oder dreihundert Euro verdienen, wenn er sich richtig hereinhängt. Rechnet man die 100 Arbeitsstunden dagegen, ist Crowd-Sourcing ein oft sehr, sehr ineffizientes Modell.

Bei jeder normalen Kalkulation verdient ein Grafiker so ab 50 EUR aufwärts die Stunde und hat zusätzlich noch den Verwaltungsaufwand. Ergo ist die Gesamtheit an geleisteter Arbeit bei 100 Stunden in diesem Fall ca. 5.000 EUR wert. Heraus kommt aber gerade mal eine volkswirtschaftlich berechenbare Summe von 200 oder 300 Euro. Abgesehen davon, dass viele Leute in der Zeit nun wirklich etwas besseres hätten tun können.

Ähnlich sieht es bei den Agentur-Pitches aus, eigentlich eine sehr frühe Form des Crowd-Sourcing. Da machen sich 5, 6 oder mehr Agenturen richtig viel Arbeit und werfen ihre zu bezahlenden Mitarbeiter an. Einer bekommt später den Auftrag, holt seine Kosten wieder herein und verdient dann eine gewisse Summe. Die anderen bleiben auf ihren Kosten sitzen. Unter dem Strich erscheint mir dieses Modell als auch nicht wirklich zielführend. Immerhin muss eine Agentur auch von vornherein die kalkulatorischen Kosten aufschlagen, falls es nicht zum Sieg und dem entsprechenden Auftrag reicht. Diese Umlage dürfte in der Summe teurer für den Werbetreibenden sein, als direkt mit einem guten Briefing und absolut zielgerichteter Arbeit loszulegen.

In der Gesamtheit ist Crowd-Sourcing oder ein Pitch immer ein sehr, sehr zweischneidges Schwert. Man ist sich immer noch nicht sicher, ob man wirklich etwas Vernünftiges bekommt und minimiert durch eine Vielzahl von Teilnehmern nur das Risiko eines Totalversagens. Das wiederum lässt sich viel einfacher und preiswerter erledigen, wenn man Erfahrung bei der Agenturauswahl anwendet. Rein volkswirtschaftlich gibt es eine absolute Milchmädchenrechnung, von der unter dem Strich keiner richtig etwas hat.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de