Die Meinungsmacher verdienen gut an Trends – der Rest weniger

Auch im Internet gibt es Stars. Meist sind dies Personen, welche sich munter durchs Netz wühlen und interessante Gedanken aufgreifen. Das wird dann sehr oft als eigenes Gedankengut umformuliert und möglichst publikumswirksam als Erkenntnis offenbart. Hat man die entsprechende Publicity im Hintergrund, etwa durch Fernsehauftritte, Beiträge in Print-Magazinen oder auch Auftritten auf Kongressen, ist Ruhm und Ehre garantiert. Naja, vor allen Dingen Ruhm und Geld, da diese Personen als Informationsverdichter und teilweise auch Visionäre wahr genommen werden.

Diesen Mechanismus versuchen, viele zu kopieren. Indem sie beispielsweise die Erkenntnisse und Statements der Gurus aufnehmen und selbige als Trend ihren Kunden verkaufen möchten. Wer sich einmal ansieht, wie viel über soziale Netze oder Web 2.0 geschrieben wurde und wird, konstatiert schnell ein verzweifeltes Rennen um eine schnellstmögliche Marktabschöpfung. Mal mehr, mal weniger geglückt. Richtig verdienen dürften nur ein paar öffentlich in allen Kanälen (auch außerhalb des Internet) präsente Personen, während sich die große Masse der Nachzügler um die Brosamen prügelt.

Meiner Ansicht nach ist es nicht effizient, Trends hinterher zu rennen, um dann letztlich den noch ahnungsloseren Kunden den Trend an zu drehen. Es ist mir einfach zu lästig, bei jedem Schluckauf der Branche das früher Gesagte wieder umzuwerfen und eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. Man müsste mit diesem Mechanismus immer wieder den Kunden erklären, warum der letzte Trend nicht funktioniert hat und dass der neue garantiert ganz anders aussieht. Kunden, die derweil abgesprungen sind, müssen durch neue Kunden ersetzt werden, denen man wieder etwas vom Pferd erzählt und fortan wie eine Wanderbaustelle auf der A2 durch die Auswirkungen des Trends stolpert.

Ich glaube, die meisten Trendsetter und Folger der Gurus haben ein sehr stressiges Leben ohne wirklich oft bedeutende Einnahmen. Das hindert die Folger nicht daran, jedes mal wieder einen großen Erfolg zu vermelden, der bei genauerer Überprüfung oft eine Luftnummer ist. Vielen Unternehmern und Beratern im Bereich des ehemaligen Web 2.0 sowie aktuell Social Media geht es jedenfalls nach meiner Beobachtung nicht wirklich gut. Man muss sich an die Spitze der Trends setzen, damit man diese mit gestalten kann. Und man sollte nicht alle Ideen und Fähigkeiten öffentlich heraus posaunen, sondern still und heimlich zu eigenen, marktfähigen Produkten entwickeln. Das würde dann auch von den Meinungsmachern wahr genommen und diese können dann als Multiplikator genutzt werden………..

Google erstellt mit Google+ ein eigenes soziales Netz – ein Facebook-Angriff?

Da kommt was. Lange hatte sich Google aus Social Media herausgehalten. Man könnte fast meinen, dass man in Ruhe erst einmal analysiert hat, was man denn besser machen könne. Google+ ist jetzt in einer Testphase und bereitet sich auf die Markteinführung vor. Das ist logisch, denn man möchte Facebook nicht alleine die Deutungshoheit für Social Media überlassen.

Was da kommt, hat es in sich. Es ist zwar nicht sehr viel Neues dabei aber was dabei ist, hat Hand und Fuß. Zunächst einmal empfinde ich es bei Facebook als sehr umständlich, echte Freunde von Bekanntschaften oder Businesskontakten zu trennen. Man ist halt vernetzt und muss sich erst durch diverse Menüs wühlen, bevor man an die Gruppeneinstellungen und Datenfreigaben kommt. Und selbst dann ist nicht immer alles so, wie ich mir das vorstelle. Was meine richtigen Freunde betrifft, geht meine Bekannten oder Geschäftspartner nicht unbedingt etwas an. Und Facebook bezeichnet ja durchweg alle als „Freunde“. Da ist Google+ schon etwas pfiffiger. Man zieht einfach per Maus den Kontakt in unterschiedliche Benutzerkreise, fertig. Ergo landen Informationen auch dort, wo sie hingehören. Die Vernetzung mit den anderen Diensten von Google ist sehr heftig. Kein Wunder, denn mit Youtube, Picasa oder Suchdiensten hat Google ein paar dicke Funktionen im eigenen Haus, die sehr mächtig sind und vielfältige Möglichkeiten sowohl für den Businessbereich, wie auch private Nutzung erlauben.

Was mich bei Facebook stört, ist die aggressive Verteilung von Informationen. Die Philosophie hinter dem System scheint eine weitgehende Transparenz des Benutzers gegenüber der Weböffentlichkeit zu sein. Das will ich nicht, es läuft zu viel Schrott im Web herum und es gibt zu viele Anfragen, als dass ich immer, überall und für jeden „Freund“ verfügbar und einsehbar sein möchte. Mal gucken, wie sich Google+ entwickelt, die Ansätze sind erst einmal vielversprechend.

Web 3.0 – weg von den Communities?

Zurzeit beobachtet man bei der technischen Avantgarde ein interessantes Phänomen. Während immer noch zahlreiche Nutzer in die sozialen Netze stürmen, ziehen sich eine ganze Menge gute Onlinemarketer zumindest bei den eigenen Aktivitäten zurück. Und zwar in eigene Projekte. Ok, manche möchten immer noch ein paar interessante Kunden und Kontakte im Bereich Social Media sammeln, jedoch steigt der Kommunikationsaufwand und auch die benötigte Zeit für Aktivitäten an. Gleichzeitig gibts so viel zu tun, dass man gar nicht mehr jede Statuszeile von irgendwem lesen möchte.

In den Communities wird zunehmend über Kommunikation kommuniziert. Zumindest, wenn es um professionelle Inhalte beim Online Marketing geht. An sich sind aber oft schon alle Fragen und Antworten gegeben. Dementsprechend langweilig wird es für die Profi-Liga. Und anstelle jetzt jedem möglichen Kunden hinterherzurennen, sich dabei dauernd mit anderen Anbietern herumzuschlagen, gehen viele seit langem ihre eigenen Wege. Ganz einfach auch deshalb, weil immer mehr anspruchsvolle Kunden auch einmal nach älteren Beiträgen suchen und sich gezielt Leute herauspicken, welche schon seit Jahren offensichtlich erfolgreich im Job tätig sind.

Das ist jetzt nicht böse gemeint aber zu viel Kommunikation über Kommunikation ist nicht umsatzfördernd. Reden über Social Media ist für mich so effizient, wie den Vesuv anzuzünden. Das Ding läuft und gut ists. Ab und zu ein paar Highlights setzen reicht vollkommen aus, wenn man wahrgenommen werden möchte. Die richtigen Kunden erkennen dann schon selbst, wer etwas kann und wer nicht. Wie gesagt, es ist nicht böse gemeint aber die Arbeit wird nicht weniger und anstelle fleißig Diskussionsforen zu füllen, kann man auch den eigenen Geldbeutel füllen und gleichzeitig noch für ausgewählte Kunden verfügbar sein. Das Web 3.0 verlagert sich damit von reinen Communities hin zu zielgerichteter Kommunikation. Das gilt auch für die aktive Suche nach neuen Kunden. Ich glaube, dass viele Leute die sozialen Netze immer mehr zur reinen Adress- und Kontaktgewinnung nutzen. Man siehts ja bei den Besuchern des eigenen Profils.

Nach wie vor wird es noch reichlich Aktivitäten in sozialen Netzen geben, keine Frage. Und es ist ehrlich gesagt auch recht praktisch, wenn man mal eben in Facebook ein paar Urlaubsfotos von unterwegs einspielt. Schnell und einfach hat man seinen Freunden weltweit einen Urlaubsgruß gesendet. Dagegen sind, wie schon in einem sehr frühen Beitrag von mir erwähnt, web-3-0-die-untreuen-besucher dauernde Änderungen der Besucherströme je nach Funktionalität und Attraktivität der Communities, kaum mehr verwaltbar. Sehen Sie sich einfach einmal an, wie viele halbwegs ernstzunehmende soziale Netze gerade den Erdball umspannen. Die kann man weder als normaler Mensch, noch als Firma überhaupt noch alle bedienen.

Xing – Unzufriedenheit nach Relaunch anscheinend sehr groß

Da hatte sich Xing nach meinem Ermessen etwas zu viel vorgenommen. Man könnte auch meinen, Xing hat sich übernommen. Nachdem ich in der letzten Zeit eine abnehmende Qualität und Quantität der Beiträge in den großen Foren empfand (und einen Schwund der zahlenden Premium-Mitglieder, inklusive mir), regt sich zumindest in meinem Bekanntenkreis erheblicher Unmut über den Relaunch.

Bislang sehr leicht zugängliche Informationen werden jetzt etwas aufwändiger zu erreichen. Mehr Klicks sind nötig, wenn man beispielsweise an den aktuellsten Beitrag eines Threads gelangen möchte. Ich empfinde eine solche Vorgehensweise bei der Benutzerführung als reichlich unkonventionell. Man könnte auf einige ketzerische Gedanken kommen:

Hat Xing ein Problem mit immer weniger aktiven Benutzern? Sind denen viele Leute aus dem Premium-Bereich abgesprungen? Was ist mit den großen Foren los, warum ist dort in meinen Augen so wenig hochqualitative Aktivität? Dient der Relaunch eventuell einem ganz anderen Zweck, nämlich mehr Seitenaufrufe zu erzwingen, damit man besser an Werbeschaltungen verdient?

Ich hatte ja schon einmal über untreue Besucher berichtet, die von einer Social Media Plattform zur nächsten ziehen. ( web-3-0-die-untreuen-besucher ) Trifft das eventuell gerade in voller Härte auf Xing zu, werden die zahlenden Mitglieder schnell weniger?

Zeitfresser im Onlinebereich

Was gibt es nicht alles an Foren, Portalen und Communities. Wenn man alle in hoher Qualität bedienen würde, käme man vermutlich nicht mehr zum Arbeiten. Speziell im Bereich der sozialen Netze explodieren geradezu die Aktivitäts- und Statusmeldungen. Nehmen wir mal an, man hätte bei Facebook 50 Freunde, die ihrerseits jeweils noch einmal 50 Freunde haben. Geht man zunächst nur auf seine Freunde ein, sollte man auch ab und an schauen, was deren Freunde wiederum bezüglich der Statusmeldungen seiner ursprünglichen Freunde posten oder kommentieren. Nicht nur aus reiner Höflichkeit, sondern auch, um kommunikativ am Ball zu bleiben.

Ergo steigt das Kommunikationsaufkommen selbst bei zurückhaltender Aktivität stark an. Und weil es nicht nur Facebook gibt, gilt ein ähnlicher Mechanismus auch für andere soziale Netze.

Es lauert die Falle, dass irgendwann Kommunikation nur noch der Kommuniaktion wegen statt findet. Damit wäre ein produktives Arbeiten selbst für die Verfechter von Social Media im Web nicht mehr möglich. Man erstickt förmlich an Beiträgen, Kommentaren und Antworten.

Eine Selbstbeschränkung muss her, sonst geht die Qualität zu Lasten der Quantität verloren. Zumal verschiedene Diskussionen zusätzlich massiv Zeit kosten. Man kann dabei sagen: je größer das Forum, desto eher laufen Threads aus dem Ruder und machen richtig böse Aufwand, wenn man vernünftig dabei bleiben will. In dieser Situation wird auch das eigene Marketing immer schwieriger. Besonders, wenn man die von vielen Leuten eingeforderte „Kommunikation auf Augenhöhe“ mit allen Interessenten und möglichen Kunden anstreben möchte.

Auch hier muss weniger mehr sein. Geschäftsvorfälle mit vielen Diskussionen drumherum sind irgendwann nicht mehr handhabbar –  rein technisch gesehen. Und auch die bloße Konversation erweist sich irgendwann als nicht mehr praktikabel, wenn man sämtlichen Anreizen und potentiell interessanten Themen hinterherhechelt.

Ich glaube, ja ich weiß, dass viele Teilnehmer der sozialen Netze vor genau diesem Dilemma stehen. Auch ist eine derartige Reizüberflutung Gift für tatsächlich statt findende Umsätze. Entsprechend rechne ich mit einer noch ansteigenden Welle an Social Media Aktivitäten durch Unternehmen, welche jedoch sehr schnell in sich zusammenbrechen kann und zu einer Konsolidierung am Markt führen wird……..