Piratenpartei – zugelassen zur Wahl

Na guck mal einer an. Da entsteht binnen relativ kurzer Zeit eine neue Partei, welche in den meisten Bundesländern auch direkt die Zulassung zur Wahl geschafft hat.

Zwar wird die Piratenpartei wahrscheinlich nicht an der nächsten Regierung mitwirken, jedoch zeigt die Schnelligkeit dieses Phänomens meines Erachtens mehrere interessante Aspekte auf.

Zunächst einmal scheinen eine ganze Menge Menschen unzufrieden mit der bisherigen Politik. Für mich persönlich kein Wunder, da ich viele Politiker dieser Generation für absolut austauschbare Parteisoldaten mit sehr unscharfem Profil und noch weniger Charakter halte. Die Programme, welche sie vertreten, sind irgendwo zwischen noch knapp bodenständig und hilfloser Träumerei sowie Demagogie angesiedelt (Linke, rechte Randgruppen). Davon hat die Informationsgesellschaft offenbar die Nase gestrichen voll und setzt einen Gegenakzent.

Die Organisation ist bedeutend flexibler als die straffe Meinungsführung bei den etablierten Parteien. Sie kann viel schneller Impulse aufgreifen und teilweise mit den Techniken des Web eine Konzentration auf Themen erreichen. Logisch, dass die Internetkommunikation eine große Rolle spielt. Immerhin dreht sich einiges der Themen bei der Piratenpartei auch um Informationsaustausch sowie den Zugang zu Informationen. Wie das in einer Wertung zwischen politischem Anspruch, Philosophie und dem Spaßfaktor der Informationselite aufgehängt wurde, ist bemerkenswert.

Da zudem die Mobilisierungsmotivation für den Gang zur Wahlurne vergleichsweise hoch sein wird, könnte schon für die Piratenpartei ein Prozentchen zusammenkommen. Anstelle das Phänomen einfach zu belächeln und abzutun, wäre ein scharfes Hingucken der Etablierten empfehlenswert. Sowohl in inhaltlicher Auseinandersetzung, wie auch beim Phänomen der Mobilisierung. Offensichtlich sind die Piraten noch frisch und irgendwo auch leistungsbereit. Natürlich wird es auch hier langfristig Machtkämpfe geben, Sesselgerücke und die im politischen Leben wohl unvermeidbaren Seilschaften bis hin zur Machtkorrumption der Protagonisten.

Trotzdem können die Piraten in ihrer Anfangszeit eine Eigenschaft aufweisen, welche den anderen Parteien abhanden gekommen scheint: die Fähigkeit zur Erneuerung. Persönlich finde ich, dass diese Eigenschaft wieder etwas stärker gegenüber Machtspielchen und peinlichen Persönlichkeiten mit Pattex am Hintern zwecks Ämterbesetzung und -wahrung betont werden sollte.

Man könnte sagen, dass die Piraten erst mal einen Warnschuss abgeben. Hoffentlich hören die Volks(ver)treter den Knall.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de