So, wie es bis jetzt aussieht, kommt bald das Ende für das Versandhaus Quelle. Bislang hat sich kein Käufer gefunden und der Insolvenzverwalter Dr. Klaus Hubert Görg hatte schon am 19. Oktober in einer Pressemitteilung erklärt, dass der größte Knackpunkt nicht gelöst werden konnte – eine Anbindung der Bezahlabwicklung durch die Banken. Das klingt zunächst nach einem technischen Internetproblem, hat jedoch andere Auswirkungen.
Beim sogenannten Factoring tritt ein Unternehmen seine Forderungen direkt an eine Bank ab. Im Klartext kümmert sich dann die Bank praktisch um den gesamten Zahlungsverkehr. Und zwar bei solch wackeligen Sachen wie Ratenzahlung oder Kauf auf Rechnung, ohne die Quelle mit nicht immer nur sehr solventer Kundschaft keine Geschäfte machen kann. Das Risiko war den Banken wohl zu hoch und mit solch einem Klotz von potentiellen Ausfällen am Bein möchte sich offenbar auch kein Käufer abgeben.
Kommen wir aber mal auf die Gründe für das Aus zurück. Da darf man sich fragen, warum andere Versandhäuser selbst in der Krise noch gut da stehen und beispielsweise reine Internetplattformen wie amazon ebenfalls gute Geschäfte machen. Das riecht doch meines Erachtens nach einem totalen Versagen der Führung. Zum kritischen Zeitpunkt war da doch ein gewisser Middelhoff unterwegs, der schon vorher bei Bertelsmann zumindest nach meinem Eindruck eine blamable Rolle gespielt hatte…….
Was ist denn da sonst noch schief gelaufen, wieso hats im Web nicht geklappt?
Wie ich schon einmal berichtet habe, hat das Marketing bei Quelle den Boom des Webs verpasst. Man brüstete sich mit einem der besucherstärksten Angebote. Das stimmt. Das ist aber auch kein Kunststück, wenn man tonnenweise Papierkataloge durch die Republik schleudert, auf denen die Webadresse steht. In Sachen natürlicher Neukundengewinnung wurde nur auf bestimmte Instrumentarien gesetzt und ich kenne das Gebotsverhalten, SEO und andere Kanäle in Konkurrenz zu meinen Onlineshops. Das war aus meiner Sicht suboptimal und nicht so gut wie bei anderen, die schon etwas mehr meiner Aufmerksamkeit erfordern.
Die Sortimentsgestaltung war immer besser geworden, als neben den Eigenmarken auch etablierte Markenhersteller aufgenommen wurden. Damit verwischte dann die Positionierung des Unternehmens. Ein klares Statement zu Markenprodukten habe ich nicht wahrgenommen. Hey, es sieht zwar aus, als habe jemand auf ein T-Shirt gekotzt, aber immerhin gabs Ed Hardy.
Käufer von Elektrogeräten werden sich jetzt im abzeichnenden Abverkauf überlegen, zu welchem Preis sie zuschlagen werden. Klar, hinter einem Herd, Kühlschrank, einer Waschmaschine oder anderer weißer Ware der Quelle-Hausmarke Privileg steht natürlich kein Quelle-eigenes Werk für Waschmaschinen, sondern „normale“ Hersteller wie Electrolux, Bosch oder sonst wer. Aber die werden niemals die Garantie übernehmen. Immerhin gab es bei Quelle Markenware unter anderem Namen zum verflixt günstigen Kurs. Nur eben demnächst wohl ohne Garantie und Gewährleistung, wenn tatsächlich das Aus kommt. Hier ist also Vorsicht angebracht, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte. Ohne deutliche Abschläge wird das kaum ein Kunde machen. Ähnlich wird es bei Universum oder Revue aussehen, den Hausmarken für bsp. Fernseher und Foto.
Dagegen dürfte der Abverkauf von Markenherstellern kaum Probleme bereiten – bis auf die (noch) allzu optimistische Preisgestaltung. Da gibt es eben die Herstellergarantie von Canon bis Samsung über die komplette Palette. Was die Preise angeht, krankt Quelle noch an der Erblast des Katalogrhythmus. Die Preise mussten über einen langen Zeitraum (von Katalog zu Katalog) beibehalten werden, während überall drumherum die Innovationszyklen der Unterhaltungselektronik für schnellen Preisverfall sorgten und neben Media Markt und Saturn jede Menge kleinere Händler bis hinauf zu amazon und ebay online die Kunden wegschnappten.
Tja, was bleibt, ist ein komisches Gefühl über die „Rettung“ kurz vor der Wahl und zumindest aus meiner Sicht Mitleid für die Mitarbeiter. Da stehen jetzt demnächst wohl 7.000 Menschen auf der Straße, weil die Führung versagt hat. Zumindest die Auslandsgesellschaften und einige Spezialsortimente werden wohl überleben.
Ein wahrer Schatz sind die Kundendaten bei Quelle. Wer die kauft, wird wohl eine der umfangreichsten Datensammlungen überhaupt in Deutschland bekommen. Ganze Generationen von Bestellern sind in ihrem Kaufverhalten abgebildet. Alleine deswegen lohnt sich schon ein Quelle 2.0, das sich auf solvente Kunden konzentriert und diesen ein gestrafftes Sortiment anbietet. Vielleicht findet sich ja jemand, der da noch einsteigen möchte. Wenn ich amazon wäre, würde ich sofort mitbieten.