Jerry Yang, der Chef von Yahoo, tritt zurück

Macht Jerry Yang bei Yahoo den Weg frei für Microsoft?

Jerry Yang ist als Vorsitzender von Yahoo zurück getreten, was eine Übernahme durch Microsoft prinzipiell möglich macht. Nachdem Mirosoft bereits Anfang des Jahres eine Übernahme von Yahoo anstrebte, entwickelte sich ein regelrechter Kleinkrieg zwischen Yang und dem Microsoft-Chef Ballmer. Die Gebote wurden mehrfach diskutiert und auch verbessert, indes beharrte Yang zum Missfallen der Aktionäre auf bis zu 45 Milliarden Dollar. In Folge dieser Diskussionen entstand ein immer schärferer Tonfall, der letztendlich auf einer persönlichen Ebene geführt wurde.

Da Yahoo massive Probleme hat, wurden schnell andere Investoren und Kooperationen als Möglichkeiten aufgezeigt. Rupert Murdoch war ebenso im Gespräch, wie eine Zusammenarbeit mit Google. Dessen Chef Eric Schmidt hatte somit eine gute Möglichkeit, Microsoft vom gewinnträchtigen Geschäft mit der Internetwerbung fernzuhalten. Es folgten diverse Gespräche und Dementis, Ankündigungen und Widerrufe. Nicht zuletzt im Rahmen der Finanzkrise entwickelte sich der Aktienkurs negativ.

Die Forderungen der Aktionäre zielten zu seinem großen Teil auf eine Annahme des Gebots. Angesichts des zu erwartenden Preisaufschlags waren satte Gewinne möglich, welche die vorherigen Verluste des Kurses teilweise aufgefangen hätten. Yang sah als Mitbegründer die Firma dennoch unterbewertet und beharrte auf einem höheren Preis. Das brachte ihm massiven Widerstand der Anteilseigner ein. Ballmer wandte sich direkt an die Aktionäre und erhöhte den Druck.

Microsoft hat ein massiveres strategisches Problem im Internet. Die Zugriffszahlen auf Microsoft MSN sind im Vergleich zum direkten Mitbewerber Google sehr gering. Entsprechend erreicht MSN nur einen Bruchteil der Werbeeinnahmen von Google. Weiterhin bieten immer mehr Firmen Dienste im Web an, die bei Microsoft kostenpflichtig sind. So sind Textverarbeitungen und Tabellenkalkulationen längst als reine Web-Applikationen verfügbar. Als Betriebssystem ist derweil Windows keine zwingende Voraussetzung mehr. Für einfache Texte oder Tabellen reicht im Internet das frei verfügbare Linux.

Yahoo hat einen Marktanteil bei Suchmaschinen in Deutschland von ca. einem bis maximal vier Prozent, je nach Branche und Thema. Dazu kommt das Portal selbst, welches direkte Zugriffe beispielsweise der Nutzer von Mailfunktionen bringt. Interessanter sieht es auf anderen Märkten aus. England oder Japan sind attraktiv, weil dort Google zwar ebenfalls sehr stark ist, jedoch keine so herausragende Rolle einnimmt, wie hierzulande.

Microsoft schielt neben den Marktanteilen auf die Internettechnologie von Yahoo. Die Microsoft-Suche auf MSN gilt als nicht besonders attraktiv. Die Erfahrung einer reinen Internetfirma wäre ein willkommener Technologieschub. Auch verschiedene Dienstprogramme passen gut in das Portfolio der Redmonder. So startet bei Yahoo gerade eine Funktion zur Webanalyse ähnlich Google Analytics in die erweiterte Pilotphase. Der Yahoo Siteexplorer zur Analyse von Verlinkungen findet ebenso Anwender, wie Yahoo Pipes zur maßgeschneiderten Informationsgewinnung.

Yahoo hat gegenüber Google seit Jahren an Bedeutung verloren. Die finanzielle Situation des Unternehmens spiegelt sich im Aktienkurs von aktuell knapp 10 Euro. Dabei gab es bereits heute einen deutlichen Kurssprung, als das Ausscheiden Yangs bekannt wurde. Vor etwa Jahresfrist war Yahoo noch das Doppelte wert. In Kombination von Microsofts Geld, der Marketingmacht sowie dem aktuell günstigen Kurs könnte Redmond jetzt deutlich günstiger eine funktionierende Internetfirma erwerben.

Die Firmenkulturen sind höchst unterschiedlich, was eine schnelle Integration in jedem Fall unwahrscheinlich machte und macht. Eine typische Internetfirma lebt von Vernetzung, Kommunikation und ausgeprägten Persönlichkeiten als Leitfiguren. Fast alle Produkte sind abstrakt und oft beliebig kopierbar. Die Denk- und Handlungsweise unterscheidet sich massiv von einem Softwareproduzenten mit Lizenzbestimmungen, einem völlig anderen Marketing sowie anderen Gewichtungen zur Wertschöpfung.

Man darf gespannt sein, was jetzt als nächstes passiert, ob eine baldige Übernahme und vor allem zu welchem Preis erfolgt.