von Gravenreuth und der Wiederhall im Web

Kurz nachdem die Nachricht vom Selbstmord des als Abmahn-Anwalt bekannten Günther Freiherr von Gravenreuth bekannt war, füllten sich diverse Foren mit teilweise erhitzten Diskussionen zum Thema. Oft war zu lesen, dass eine Contenance unter allen Umständen gewahrt werden sollte – ein Anstandspostulat.

Ebenso oft war zu lesen, dass sich Gravenreuth seiner bevorstehenden Gefängnisstrafe aufgrund Betruges feige entzogen hätte. Noch weiter gingen Meinungen, die eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen konnten.

Tja, soll man einen Nachruf verfassen und wie soll der ausfallen?

Gravenreuth war als Anwalt nicht immer nur als Pfleger des Rechts unterwegs, wie seine verlorenen Betrugsprozesse beweisen. Auch sahnte er oft hemmungslos mit Massenabmahnungen und allerlei juristischen Spitzfindigkeiten gründlich ab. Dabei traf er durchaus auch auf Menschen, welchen seine hahnebüchenen Forderungen erhebliche Schwierigkeiten bereiteten – oft genug waren Lapalien der Anlass für enorme Prozessrisiken, die sich mancher kleine Unternehmer und manche Privatperson nicht leisten konnten. Streitlustig schlüpfte er dann in die Rolle des Verteidigers von Rechtsnormen und brachte immer mehr auf der großen Bühne Internet das Publikum auf – er polarisierte extrem.

Ich habe ihn einmal noch im Anfang des Internet gesehen bei einer Veranstaltung von Data Becker – dort referierte er über Raubkopien, welche er in großem Umfang im Auftrag diverser Softwarehersteller jagte. Ich fand ihn irritierend bezüglich der öffentlichen Postulate zu Recht und Ordnung und gleichzeitig seinem Drang zur Selbstdarstellung.

Ich glaube, er war irgendwann eher in seiner Rolle gefangen, als dass er noch einen klaren Blick für Verhältnismäßigkeit wahren konnte. Zudem verteidigten sich in letzter Zeit immer mehr Beklagte mit dem Messer zwischen den Zähnen und begegneten ihm mit massivster Gegenwehr. Das Ende war auf eine andere Art abzusehen, als es jetzt gekommen ist. Verlorene Prozesse, in absehbarer Zeit daraus resultierende Schadenersatzforderungen und nicht zuletzt die drohende Gefängnisstrafe haben dann wahrscheinlich irgendwann den Schauspieler in der Rolle überfordert – er hat sich zunehmend verloren.

Die anderen Abmahnanwälte werden natürlich weitermachen – zu verlockend ist das schnelle Geld mit etwas besseren Serienbriefen.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de