Soo, nach einem arbeitsbedingten Aufenthalt in München bin ich wieder im Homeoffice und mache meine „normale“ Arbeit – wenn man die normal nennen kann ;-). An dieser Stelle ein wenig Gemecker: Air Berlin hat ja ein riesiges Wachstum hingelegt und kratzt überall Flugzeuge zusammen. Der Hinflug am Dienstag fand in einer doch arg ausgelutschten und lauten 737 – 300 statt, keine Ahnung, wo die diese Möhre ausgegraben hatten. Der Rückflug war bedeutend angenehmer in einer hübsch leisen A 320.
Zum Thema Yahoo und Microsoft haben ja schon diverse Wirtschaftsteile in Tagesszeitungen und Nachrichtensender einiges gesagt. Daher möchte ich das Ganze einmal aus Praxissicht beleuchten.
Microsoft hat bei Suchmaschinen total gepennt. Zudem bläst Google seit einiger Zeit mit internetbasierten Tabellenkalkulationen und weiteren Programmen zum Großangriff. Für die meisten Anwendungen reichen diese Werkzeuge mehr als aus, wenn man die persönliche Datensicherheit nicht allzu hoch setzt.
Microsoft ist beim profitablen Suchmaschinenmarketing sowieso unter Zugzwang. Ich muss gestehen, dass die Marktanteile der MSN Suche bisher kaum spürbar auf den Logfiles meiner Kunden zu sehen waren. Irgendwo deutlich unter 1 Prozent liegen die Werte, es lohnt sich nicht einmal, sich sonderlich darum zu kümmern. Zumal die Suchqualität bei MSN auch niemand vom Hocker reißt.
Der geplante Ankauf von Yahoo, das übrigens jetzt schon die bezahlten Anzeigen auf MSN ausliefert, macht durchaus Sinn. Bevor Microsoft noch mehr Zeit vertrödelt und an Suchtechnologien herumentwickelt, ist der Kauf von Yahoo die bessere Lösung. Der von einigen Analysten kritisierte Aufschlag auf den Aktienkurs dürfte dabei nicht so drastisch wirken, wie noch mehr Zeit- und Marktverlust bei MSN.
Yahoo hat zweifelsohne die weitaus bessere Technologie als MSN und kann speziell im Bereich Suchmaschinenmarketing locker mit Google mithalten. Das Steuerungssystem von Yahoo Search Marketing ist meines Erachtens dem von Google Adwords sogar überlegen. Allerdings sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass Yahoo so ziemlich das beschissenste Marketing hat. Kaum einer kennt die vielen nützlichen Systeme, welche Yahoo so anbietet. Sei es fürs professionelle Online Marketing der Siteexplorer zur Analyse einkommender Links, sei es Pipes zur maßgeschneiderten Informationsversorgung eines Users. Und davon gibt es eine ganze Menge. Kennt nur keiner.
Jetzt tut sich also ein Technologieunternehmen (Yahoo) mit einem Marketingunternehmen (Microsoft) zusammen. Jeder ist in seinem Bereich sehr gut. Trotzdem wird Microsoft noch einmal nach dem eigentlichen Kauf richtig Geld in die Hand nehmen müssen, um Yahoo/MSN nach vorne zu pushen. Ich schätze mal, dass so ab Mitte des Jahres erhebliche Budgets in Fernsehwerbung, Gewinnspiele und Präsentationen bei Großunternehmen fließen werden. Microsoft wird dabei als Türöffner agieren (mit z.B. vorhandenen Kontakten aus dem Softwaregeschäft), während im Hintergrund fleißigst die Yahoo-Technologien implementiert werden.
Ob die beiden es schaffen, kann ich nicht sagen. Zwei Einäugige können zu einem Sehenden werden, wenn die Fusion, Integration und Erweiterung klappt. Interessant dürfte dabei auch die Rolle der Mitarbeiter und die unterschiedliche Kultur in beiden Firmen werden. Das verlangt ein hochkarätiges Management sowie eine generalstabsmäßige Planung. Persönlich schätze ich zurzeit die Chancen auf 50:50, dass es in Deutschland funktioniert. Was auf jeden Fall funktionieren wird: Yahoo hat in anderen europäischen Ländern sowie Asien einen besseren Stand und mehr Marktanteile. Da kann sich Microsoft schnell eine breite Position aufbauen. Und das spart wiederum massiv Geld auf strategische Sicht. Man darf gespannt sein, was im deutschsprachigen Raum passiert und wie lange die Umsetzung dauert.