Man wird stündlich schlauer, was beim ebay Angebot von berlin-touristik so alles schief gelaufen ist. Und das ist Einiges. Nachdem es bereits im Markt kräftig rumorte, zog ebay erst bei Ausbleiben der Auktionsgebühren die Notbremse und warf den Verkäufer raus. Meiner Meinung nach hat die sogenannte ebay-Sicherheit hier total geschlafen. Dass es sich wohl um keinen Einzelfal handelt, kann man in ebay unter „community“ nachlesen.
Wohlgemerkt, kein Einzelfall beim Berlin Touristik Center. Es gibt für mich eine beachtliche Anzahl an Schwächen in ebays Käuferschutz, die einen sicheren Handel in vielen Fällen erschweren, für arglose Verbraucher meiner Meinung fast unerreichbar machen im Fall von Gutscheinen.
Der oft noch zitierte Käuferschutz ist von ebay längst abgeschafft. Auch der gerne propagierte Kundenschutz via PayPal greift alles andere als zuverlässig. Immaterielle Güter sind vom Käuferschutz ausgenommen, sehr vereinfacht ausgedrückt. Ein Reisegutschein ist aber so lange nichts wert, wie er nicht gedeckt und vom Hotel angenommen wurde. Also: Pustekuchen in Sachen Sicherheit. Zudem sind diese Gutscheine mit einer langen Laufzeit ausgestattet, während eine Bewertung des Verkäufers zeitlich eher kurz gehalten ist.
Die Folge ist recht einfach: Bevor ein Schwindel ruchbar wird, dauert es einige Zeit, in der ein eventueller Betrüger erst mal brav mit eingehenden Bestellungen seine „Altlasten“ an Gutscheinen bezahlen kann. Die geprellten Kunden können einfach nicht mehr negativ bewerten oder einen Kommentar abgeben, weil die entsprechenden Funktionen zur Bewertung einfach nicht mehr zur Verfügung stehen. Währenddessen sind die positiven Bewertungen natürlich noch alle präsent und wenn ein Kunde, der noch negativ bewerten kann, meckert, zeigt sich der Betrüger erst mal noch kulant und wickelt das Angebot ordnungsgemäß ab. Dazu werden immer mehr Zusatzleistungen angeboten und immer mehr Auktionen eingestellt – ein potentieller Betrüger hat ja mindestens einen Monat Zeit, bevor meinetwegen die Abbuchung von Auktionsgebühren seitens ebay platzt. Dass ebay vorher aktiv wurde, naja.
Soll jetzt nicht heißen, dass der Inhaber von Berlin Touristik Center ein rechtskräftig verurteilter Betrüger ist, es ist ganz allgemein gesprochen.
Gehen wir mal auf eine Art Zeitstrahl. So ab Mai hat es bei Berlin Touristik zum ersten Mal geknirscht. Das wurde immer stärker. In den Angeboten war die Rede davon, dass im September und Oktober bereits viele Hotels ausgebucht seien. Das stimmt meines Ermessens nicht so ganz. Zumindest vermute ich, dass zwei Sachen passiert sind. Erstens sind nach meinem Dafürhalten mehr Zimmer bei den Hotels verkauft worden, als diese Hotels Kontingente für ebay-Kunden hatten. Das lässt sich einfach nachprüfen.
Zweitens ist durch den Ausschluss von Buchungen im September und Oktober nach meiner Meinung gezielt verschleiert worden, dass es massivst Stornierungen gehagelt hatte. Kurz vor dem Ende hat Jürgen * dann noch einmal jede Menge neue Angebote eingestellt (und kassiert), während die Belegschaft de facto schon auf dem Schleudersitz saß. Die Anzahl der Auktionen hätte sowieso für ein Überangebot und damit sinkende Preise gesorgt, was nun wirklich nicht mehr wirtschaftlich ist. Es sei denn, man möchte die Leistungen gar nicht mehr erbringen, denke ich mir.
Interessant wäre es, zu erfahren, ab wann ebay die ersten Meldungen über Probleme zugetragen wurden. Wer entsprechende Informationen hat, kann diese gerne hier im Blog melden. Das ist unter anderem für eine eventuelle Mithaftung seitens ebay interessant. Nicht zivilrechtliche Mithaftung, wohlgemerkt.
Interessant hier auch der zweite Account des Jürgen *. Über touristik-center wurden noch munter Gutscheine vertickert, nachdem berlin-touristik bei ebay bereits dreikantig rausgeflogen war. Immerhin geht es hier um ein Umsatzvolumen von über 80.000 EUR. Frage: Wo war denn das die berühme ebay-Sicherheit? Oder hat ebay erst abgewartet, dass es die Auktionsgebühren kassieren konnte?
Bis dahin und für eine weitere Schadensvermeidung empfehle ich bei Gutscheinen ausschließlich eine Bezahlung via Kreditkarte oder einen Treuhandservice und nicht über PayPal. Bei einer Kreditkarte besteht in der Regel ein Käuferschutz, meist 6 Monate. Das ist außerdem ein sehr gutes Erkennungsmerkmal, ob der Verkäufer beispielsweise bei seinen Banken als zumindest einigermaßen solide eingestuft wird. PayPal bekommt eigentlich jeder, der eine normale Bankverbindung aufweisen kann.
Zudem ist PayPal für einen Verkäufer oft teurer, weil ein via Kreditkarte eingezahlter Betrag nochmals um die PayPal Gebühren aufgestockt wird. Ohne PayPal können viele Verkäufer zudem kundenfreundlicher kalkulieren.
Nach meinem Dafürhalten ist PayPal mit seinen bisherigen Sicherheitsmechanismen nur eine teure, unsichere Augenwischerei, die einen vermeintlichen Schutz vorgaukelt.
In jedem Fall bleibt für mich persönlich der sehr üble Nachgeschmack einer Gewinnerzielungsabsicht in klammheimlicher Duldung von Betrügern zu Lasten der Käufer.