Noch wird ja die gesamte Social Media Welle gehyped. Allerdings zeigen sich seit langem deutliche Erosionserscheinungen, über die ich schon früher einmal berichtet habe. In diversen Fachforen herrscht zwar nicht Funkstille, jedoch sind immer mehr „Ausstiege“ von kompetenten Schreibern zu verzeichnen. In vielen Fällen dümpelt das Geschehen vor sich hin und erreicht mit wenig interessanten Beiträgen ein recht niedriges Niveau. Ein Niveau, bei dem in Folge auch immer mehr passive Leser verprellt werden.
Mal ehrlich, wer will eigentlich noch auf die „4 Geheimtipps“, „5 Rezepte für X“, „6 Punkte zum Thema Y“ oder „7 Muss man machen Z“ einsteigen? In den meisten Fällen ist keinerlei Neuigkeitswert vorhanden und wenn man die entsprechenden Dinge beruflich nutzt, hat man dergleichen entweder sowieso im Kompetenzspektrum oder als nicht funktional verworfen. Als Eyecatcher oder Leseanreiz zieht so etwas einfach nicht mehr und das schon seit sehr, sehr langer Zeit. Wer heute noch auf so einen oft zusammengeschnipselten und zusammenkopierten Humbug einsteigt, hat die Zeichen der Zeit verpasst und dürfte als Kunde auch recht schwer zu handhaben sein.
Gleichzeitig gibt es eine wahnsinnige Diskrepanz im Online Marketing. Herrjeh, da sind Leute unterwegs, welche gerade mal mit Autorensystemen eine Homepage zusammengeschustert bekommen und nun munter Online Marketing sowie Social Media anbieten. Schön, wenn die einen noch dümmeren als Kunden finden. Zweifelhaft, ob diese Tätigkeiten auch nur annähernd erfolgsversprechend sind. Es ist nicht leicht, tatsächliche Kompetenz zu erkennen. Genau diese Erfahrung machen auch immer mehr potentielle Kunden und wenden sich verunsichert zur Kaufentscheidung von den Fachforen in Social Media Plattformen ab.
Für schwergewichtige Aufträge bekommt zunehmend das ganz normale Google und auch der tatsächliche Treff mit potentiellen Dienstleistern wieder sehr viel mehr Bedeutung. Gute Suchergebnisse oder Empfehlungen aus dem realen Leben werden wieder wichtiger. Teilweise bildet sich dies auch in sozialen Netzen ab, dann aber auf einer lokalen Ebene oder eher in lockeren Gruppen mit gemeinsamen Interessen. Die sogenannten Fachforen bauen nach meinem Empfinden ganz massiv ab. Man könnte sagen, dass der ein oder andere Plausch, wie er früher im Tennis- oder Golfclub stattfand, heute durchaus auch digital läuft. Und genau wie früher haben Luftnummern und zwanghafte Verkäufer in mehr oder minder geschlossenen Interessensgruppen sehr schnell Probleme.
Social Media funktioniert damit vollkommen anders, als es (noch) von verschiedensten Agenturen und Trainern angeboten wird. Die ohnehin niedrigen Abschlussquoten sehe ich durchaus noch weiter sacken, wenn man sich nicht auf die Menschen konzentriert, welche tatsächlich interessant sind. Eben, weil potentielle Käufer auf Augenhöhe ihr Benutzerverhalten und die Informationsgewinnung für sich optimieren. Eine Zielgruppenauswahl, wie sie oft von Social Media Beratern angeboten wird, erscheint mir zunehmend unmöglich. Es wird eher Zufallstreffer geben, wenn sich in Foren mit ähnlichem Interesse Bekanntschaften entwickeln. Das ist schlichtweg unmessbar und unplanbar. Besser, man behält die Augen auf und sucht ähnlich gestrickte Menschen, als dass man wahnwitzige Kampagnen lostritt.