Schriften im Web – Hintergründe

Die Vielfalt an Schriften ist unübersehbar. Wer einmal in das „Zubehörpaket“ etwa von CorelDraw oder PhotoShop sieht, bekommt neben seinen sowieso vom Betriebssystem gestellten Schrifttypen gleich einen vollen Satz verschiedenster Schriften. Dieser reicht von klassischer Schreibmaschinenschrift bis hin zu verspielten Kunstschriften oder poppigen Comiczeichen. Schön, wenn man in Print-Publikationen aus dem vollen schöpfen kann und eine hundertprozentig passende Type für ein Plakat hervorzaubert.

Online bleibt davon wenig übrig. Eigentlich sind nur vier oder fünf Schriften gebräuchlich, meist beschränkt sich die Verwendung auf Verdana. Warum? Auf dem Papier mit seiner hohen Auflösung lassen sich serifenbetonte Schriften (das sind die mit den kleinen Schnörkeln an den Enden der Buchstaben) problemlos abbilden. Das menschliche Auge kommt gut mit einer Times oder einer Times New Roman zurecht. Die Serifen leiten den Lesenden optisch auf den nächsten Buchstaben weiter – es wird leichter, ein Wort im Ganzen zu begreifen. Serifenlose Schriften (also ohne die kleinen Schnörkel, Paradebeispiel Arial) wirken eher abgehackt. Hier gibt es modernere Alternativen. Ganz mies sieht es mit der alten Schreibmaschinenschrift aus, die ist im Zeitalter der EDV nur noch für Spezialanwendungen brauchbar.

OK, weiter online. Ein Bildschirm hat eine Auflösung von 72 dpi und damit deutlich weniger als der Druck. Verdana hat hier den Vorteil, dass sie gute Kontraste hat, trotzdem flüssig gelesen werden kann. Zudem passt das Schriftbild eher zum „modernen“ Aufbau von Webseiten. Und die Verdana ist auf jedem Rechner verfügbar. Ist sie es nicht, schaltet man via HTML automatisch auf Arial um. Arial wird sozusagen als Reserve hinterlegt, weil die nun wirklich auf jedem Rechner ist. Was beim Druck zu meist grausigen Resultaten führt, erleichtert online die Lesbarkeit. Blockstrukturen einer Webseite passen einfach besser mit diesen Schriften.

Wenn jemand eine genau passende Spezialschrift verwenden möchte, wirds schwierig. Natürlich hat nicht jeder Benutzer da draußen die ansonsten gut einsetzbare Avantgarde auf seinem System, erst recht nicht in allen Varianten. Oder, wenn es mal lockerer sein darf eine Comic Sans, wuchtiger eine Bremen oder Gothic oder edler eine Vivace.

Uuuuupps, nächste Falle. Das sind Schriften, die teilweise speziell von Windows verwendet werden. Ein Mac, Linux oder verschiedene Generationen von Windows kommen mit unterschiedlichen Schriftnamen daher. Früher einmal waren Schriften sauteuer, noch in den Neunzigern musste man für vier, fünf gute Schriften mit einigen Variationen (Schnitten) gleich einige Hunderter zahlen. Microsoft hat einfach eigene Schriftnamen vergeben, die den Klassikern im Schriftbild ähnelten und sich nur nach Aussprache unterschieden. Tja, leider kennt ein Computer keine Aussprache und in HTML gibts halt nur: Schrifttyp XY ist was anderes als Schrifttyp XZ, selbst, wenn die gleich aussehen. Also bleibt man brav bei dem, was eine möglichst breite Anwenderschaft installiert hat und was jedes Betriebssystem, jeder Browser versteht.

Wie siehts denn dann mit Logos, Kunstschriften oder Grafiken aus? Die muss man als Bild speichern, sonst zerhaut es einem das Layout, wenn der Browser sich eigenständig eine Alternative sucht. Das wiederum mögen Suchmaschinen gar nicht gerne, sie können die Inhalte der Grafiken nicht lesen. Ausweg: der HTML-Befehl „alt“ verpasst einem Bild einen „alt“ernativen Text, mit dem wiederum eine Suchmaschine etwas anfangen kann. Lästig, aber unumgänglich.

Deshalb bleiben die meisten Webauftritte ganz brav bei der brauchbaren „Einheitsschrift“ Verdana, meist mit Arial als Alternative. Lesen Sie einmal ein Buch über Typografie. Und spielen Sie einmal mit einem Grafikprogramm, indem Sie beispielsweise Schriften stauchen oder ziehen. Kann man einige schöne Effekte erzielen, die leider online aber nicht umsetzbar sind.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de