Xing – nachlassende Attraktivität?

In einer Xing Gruppe kam die Frage nach der Attraktivität des Netzwerks auf. Ein paar Gedanken hierzu:

Passive Akquisition durch Xing funktioniert gar nicht für ein unheimlich breites Spektrum. Die These, dass jemand in Xing nach Dienstleistern oder Lieferanten sucht, ist m.E. zum allergrößten Teil hinfällig. Aktive Akquisition, sprich Anmailen oder Anrufen, naja. Ist halt letztendlich das Standardprozedere, was auch mit Adressanmietung, Telefonbuch, etc. läuft. Interaktion in Gruppen: Der übliche Werbespam funktioniert nicht. Man kann nett, hilfsbereit oder satirisch oder böse sein, auch hier ist die Quote eher schlecht. Zumal diverse Leute überhaupt nicht mehr reingucken, nachweislich und wohlweislich.

Man kann sich ja mal auf den eigenen Webservern ansehen, wie viele Besucher von Xing auf die eigene Homepage kommen. Ich schaue regelmäßig in die Zugriffsstatistiken bei meinen Kunden. Da gibt es so gut wie nichts, was von Xing reinkommt. Auch bei Firmen, welche viele und extrem gut gepflegte Profile auf Xing haben. Exemplarisch bei einem B2B Kunden:

Das ist…. gar nix. Von den 0,08 Prozent ist die Hälfte sogar noch bekannt. Also für Neukundengewinnung nicht wirklich interessant. Selbst Ecosia, DuckDuckGo, Yahoo oder die Suche von t-online funktioniert hier besser.

Bitte noch etwas beachten: Die Bedienung des Systems ist mit immer mehr Klicks verbunden. Gleichzeitig werden enorme Mitgliedszahlen vermeldet. Das müsste sich theoretisch, wenn denn alles so prima wäre, in enormen Steigerungen bei Seitenaufrufen und Besuchen niederschlagen. Sieht man nix von.

Und nun überschlagsmäßig: Ein Moderator hatte einen Thread mit jetzt 1334 Aufrufen vor über 3 Tagen gestartet. Xing zählt doppelte Threadaufrufe, wer den Thread 2x aufmacht, wird eben auch 2x in der Statistik vermeldet. Die Anzahl der Unique User ist also geringer. Zurzeit müsste wegen Corona auf allen Webplattformen mächtig was los sein (zumindest ist das so auf allen Kundenseiten, wo ich die Statistiken sehe). Die Gruppe hat 44.000+ Mitglieder. Wenn davon vielleicht 1.200 bis 1.250 echte, unterschiedliche Nutzer den Thread aufgerufen haben, sind das wirklich keine tollen Zahlen. Und ein Moderator zählt Pi mal Daumen mindestens doppelt gegenüber einem Normalnutzer in der Resonanz.

Bitte einfach mal die genannten Daten durch den Kopf gehen lassen. Und dann mal gucken. Der banale, flache Nachbarthread zu E-Shops hatte in zwei Tagen 72 Aufrufe, das [Gratis Live „Hurra, Hurra“ Webinar] kommt auf 507 Aufrufe in 8 Tagen, usw., usw., usw.. Quer durch die Themen, tote Hose.

Ein gutes Angebot zur Adwords Hilfe kommt auf irgendwas um 1.100 Aufrufe, auch mit Moderatorenbonus. Bei 44.000 Nutzern? Wo sollen da merklich aktive Leute sein? Wo sollen viele Leser sein? Wo soll da wer in Xing merklich nach Dienstleistern und Lieferanten recherchieren?

In der schon fast grotesken Xing Gruppe Verraten und Verkauft (Vertrieb und Verkauf) überbieten sich die Postings an Flachheit und Verzweiflung. Resonanz? Nein. Und das sind „Ambassador“ Gruppen, vermeintliche Flaggschiffe.

Also bleibt eigentlich nur die Suche nach Ansprechpartnern und dann brav Abtelefonieren. Das wäre dann ein besseres Branchenverzeichnis. Dafür lohnt sich m.E. keine Premium Mitgliedschaft. Und m.E. lohnt sich auch nicht dieses ProBusiness Zeug, was anderswo beworben wird. Pikanterweise wirbt Xing damit auf Linkedin, autsch:

Xing ProBusiness Webung auf Linkedin

Wenn die Benutzer nur alle Jubeljahre vorbei kommen, was soll das bringen? Selbst im Startbildschirm sehe ich nur ein äußerst limitiertes Interaktionsverhalten bei den ganzen Beiträgen……

Neu ist daran nichts. Schon 2018 schrieb ich etwas zur aktuellen Problematik bei Xing. Angefangen hatte das Schwächeln aber schon viel, viel früher. Bereits 2011 waren deutliche Anzeichen für Probleme bei Xing erkennbar, wie sie alle sozialen Netze treffen können.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de