Angriff auf die Pressefreiheit, Verstoß gegen diverse Gesetze und ein recht besorgter Aufschrei diverser Nutzer von Internetforen sind die massive Reaktion auf die Vorwürfe des Spiegel, wonach die Telekom im erheblichem Umfang rechtswidrig Gesprächsdaten von Managern, also eigenem Personal sowie Journalisten und einer Menge normaler Nutzer verglichen haben soll.
Gehen wir mal einige Zeit zurück. In die Zeit des Sonnen-, respektive Sommer-Königs. Die Telekom wurde auf Börsenkurs gebracht, dem Volk wurden phantastische Gewinnaussichten suggeriert und angeblich 😉 binnen ein paar Monaten milliardenschwere Entscheidungen beispielsweise über den Kauf von Voicestream beschlossen. Wow, die müssen ja unheimlich fähig gewesen sein, komplexe Marktanalysen, daraus resultierende, Wertsteigerungen etc. zu berechnen, Verhandlungen zu führen und noch kompetent den Sack zu schließen.
Dann hat es auf dem neuen Markt übelst gekracht und sowohl der Aktienkurs der Telekom, wie auch die Beteiligungen gingen auf Talfahrt.
Da ist es doch äußerst unschön, wenn kritische Kommentare in der Presse erscheinen, die mit Informationen wahrscheinlich aus Vorstandsebene oder Ebene von Entscheidungsvorbereitern gefüttert wurden?
Die jetzt vom Spiegel erhobenen Vorwürfe erscheinen mir denn auch neben dem für mich sehr, sehr bitteren Beigeschmack von Rechtsbruch und Vertrauensbruch als ein Zeichen absoluter Hilflosigkeit. Wenn bei einem großen Konzern nach eingeführtem Quartalsdenken (schon die Manager vor Ricke) meiner Meinung nach der Arsch auf Grundeis geht, greifen sie eben zu allen Mitteln. Moral könnte dann nur so lange tauglich sein, wie sie hilft, die eigene Abfindung zu vergrößern.
Was das über die Kultur des Unternehmens zu diesem Zeitpunkt aussagt, möge jeder für sich entscheiden. Ebenso mag jeder denken, wie zuverlässig seine Daten bei unter Druck stehenden Unternehmen aufgehoben sind.
Den Imageschaden, den der bislang untadelige Obermann angesichts dieser Vorwürfe jetzt schon reparieren muss, kann man zurzeit weder nach Euros, noch nach Ansicht der Marke beurteilen. Journalisten reagieren aufs Abhören – das steht noch nicht im Raum – tödlich allergisch, auf vermeintlich illegalen Datenabgleich auch schon sehr aggressiv. Mit Recht, immerhin sorgen einige wenige noch für eine objektive, werbefreie Informationsvermittlung.
Der Spiegel wird an der Sache dran bleiben, wahrscheinlich ebenso andere Medien. Die normalerweise verwendete Methode, einen Blattschuss gegen die Presse einem kleinen Mitarbeiter unterzujubeln, dürfte hier mitnichten funktionieren.
Persönlich halte ich Obermann auch für einen lange überfälligen Manager, der nicht nur mit wahlweise Grinsen, hochgezogenen Augenbrauen oder einem Betroffenheitsgesicht, sondern mit Substanz agiert. Man darf gespannt sein. Die Geschichte ist jetzt schon so öffentlich, dass meiner Meinung auch ein krummer Deal mit der Staatsanwaltschaft schwierig wird.