Wie üblich reagiert die Onlinewelt schnell, wenn irgendwo neue Märkte entstehen. Das tun sie gerade offensichtlich bei Insolvenzen, rechtsanwaltlichem Vorgehen gegen optimistische Firmeninformationen sowie Umschichtung der Vermögensstruktur in sichere Werte
In Adsense hagelt es Werbeeinblendungen für Rechtsanwälte. In den Medien sind Anwälte zu sehen, die sich sehr genau die Bilanzen und Veröffentlichungen der Banker ansehen wollen. In der Tat sind dort reichlich Betätigungsfelder. Nehmen wir einmal die Pressemitteilungen der Hypo Real Estate aus dem Jahr 2007. Da heißt es am 07.11. aus dem Munde des ehemaligen Chefs Funke: „Hypo Real Estate geht aus jüngster Marktkrise gestärkt hervor“. Außerdem wurde veröffentlicht, dass die Zuführung zur Kreditrisikovorsorge verringert wurde als angebliches Zeichen einer verbesserten Portfolioqualität.
Kann ja stimmen, dann muss die Portfolioqualität anstelle bescheiden vorher unterirdisch gewesen sein ;-).
Genau solche Äußerungen machen das Misstrauen der Banken untereinander immer größer. Die gegenseitig vermuteten Leichen in den Bilanzen reduzieren die Bereitschaft für kurzfristige Darlehen.
Wir erinnern uns. Die IKB sollte mit 1-2 Milliarden gerettet sein. Es wurden 9,2 und ein Riesenreinfall für den Steuerzahler. Danke, Herr Steinbrück. Die sächsische Landesbank hatte kleine Probleme, es wurde ein Kollaps. Auch steuerfinanziert. Nochmals danke. Zu Beginn der Krise vor 2 Jahren hatte keine Bank irgendwelche Probleme. Jetzt taucht eine Milliarde hier, eine geplatzte Beteiligung dort auf. Die Hypo Real Estate hat doch glatt eine Lücke von niedlichen 20 Milliarden übersehen, kann ja mal passieren.
Die Financial Times berichtet über ein angebliches Schreiben der Bafin an die Bundesregierung, das genau diese Missinformationen beinhalten soll. Die Hypo Real Estate dementiert und bezichtigt die Financial Times der fehlerhaften Berichterstattung. Na, dann soll die HRE doch mal gegen die Financial Times klagen. Spätestens dann wird die Wahrheit herauskommen. Ob die HRE tatsächlich rechtliche Schritte einleitet, wird zeigen, ob sie entweder nur von Peinlichkeiten ablenken möchte oder eine berechtigte Richtigstellung erfolgen muss. Man darf gespannt sein.
Zurzeit informieren unabhängige Journalisten sowie kleine, gute Banken genauer und in vielen Fällen meiner Meinung nach auch kompetenter als Politiker. In Sachen Glaubwürdigkeit ist aber meines Ermessens noch eine niedrigere Stufe erreicht, als lügende Politiker. Und das sind für mich viele Vorstände, Aufsichtsräte, Berater, Analysten und Wirtschaftsprüfer.
Womit wir wieder beim Vertrauen wären. Das, was diese Gestalten jetzt massiv einfordern, haben sie selbst gründlich und nachhaltig zerstört. Wie war das noch mal mit den Ackermannschen 25% Rendite?
Und hier wird es sehr viele Fälle von Haftung geben, bei denen sich Anleger und Anwälte durch Bilanzen und Presseinformationen wühlen. Dabei wird es Fragen auch nach den Wirtschaftsprüfern und Consultants geben.
Die Wahrheit über Inkompetenz und Täuschung wird etwas brauchen, aber sie wird kommen.