Google kooperiert mit der Bibliotheque Nationale

Lange währte der Widerstand, jetzt ist Google drin. Nachdem vom französischen Staat initiierte Projekte für eine eigene Suchmaschine nicht so rechten Anklang fanden, kooperieren die Bibliotheque Nationale de France (BNF) und Google bei der Digitalisierung und Veröffentlichung von Büchern und Dokumenten.

Vorausgegangen waren Bestrebungen noch von Chirac, einen französischen Gegenpol zum Suchmaschinenriesen zu setzen. Doch die Europeana kam nie so richtig in Fahrt, obwohl dem Vernehmen nach zig Millionen in das Projekt gesteckt wurden. Jetzt soll auch die Gallica – die digitalisierte Version der BNF – mehr oder minder komplett in Google eingebunden werden. Zudem scannt und digitalisiert Google jede Menge Content für lau. In Zeiten knapper Kassen kann man mit solchen Verlockungen richtig punkten. Angeboten werden Dokumente, die allgemein frei zugänglich sind oder bei denen die Urheberrechte abgelaufen sind.

In den französischen Medien wird extrem emotional berichtet. So gut wie alle wichtigen Zeitschriften berichten online und auf Papier über das Geschehen. Bei vielen Beiträgen ist das Pathos recht hoch gehängt und reicht bis zu Aussagen wie: „Die Nationalbibliothek kapituliert vor Google.“ Naja.

Tatsache ist, dass Google auch im Bereich Wissenschaft und Kultur mächtig Einfluss hat und diesen sukzessive verstärkt. Da wird man bei internationalen Recherchen kaum um Google herumkommen, zu bequem und umfangreich ist das Angebot.

Zurzeit werden Stimmen von Kritikern laut, die ein Meinungsmonopol befürchten und um die Authenzität sowie Einmaligkeit der Informationen bangen. Tatsächlich aber ist die erste Auswirkung viel banaler. Jeder wird weltweit an Dokumente herankommen, welche bislang durch Wissenschaftler und Journalisten evaluiert und in ihren Informationen verdichtet wurden – meinetwegen für Dokumentationen, Biographien oder Sachbücher. Das wird wohl in Zukunft auch vom heimischen Schreibtisch aus für jedermann funktionieren.

Mit anderen Worten: Wer ein Blog oder CMS bedienen kann, wird veröffentlichen – wenn ihn ein Thema interessiert. Damit ist eine Art Verallgemeinerung der Wissenschaft möglich, die in ihren Konsequenzen bislang nicht abgeschätzt werden kann. (Und das ausgerechnet im Land der Revolution ;-)).

Wenn man es auf die Spitze treibt, könnte man sagen: Nette Sache mit den Doktortiteln, aber das Resultat bsp. einer Dissertation können geschickte Nutzer „mal eben“ aus dem Web zusammenstellen. Man beachte hier die Doppeldeutigkeit der Aussage. So schnell wie nie sind für den Doktorentitel riesige Datenbestände durchforstet. Umgekehrt kann sich jeder das Resultat aus Recherche, Quellenanalyse, Verifizierung und verschiedensten Studien selbst zügig zusammenbasteln – vielleicht ist das schon ein neues Businessmodell?

Es bleibt spannend.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de