Jobvote: Setzen, Sechs, Herr Arbeitgeber

Das war zu erwarten. Nach Beurteilungen über Lehrer, Hotels, Produktqualität und Service gibt es jetzt noch einen Dienst. Diesmal werden Arbeitgeber bei jobvote bewertet.

Eigentlich ist so ein System überfällig. Jeder Arbeitnehmer bekommt ein Zeugnis, dass bei neuen Arbeitsverhältnissen vorzulegen ist. Umgekehrt sind Arbeitgeber oft nicht messbar. So sind mir persönlich aus Erfahrung Firmen bekannt, die eine sehr schlechte Außendarstellung haben, jedoch mit exzellentem Klima, guter Bezahlung und Förderung der Mitarbeiter glänzen. Umgekehrt kenne ich auch Firmen, bei denen hinter der schönen Fassade ein Hauen und Stechen sondersgleichen nebst purer Ausbeutung herrschen – als Externer live erlebt vor ein paar Jahren.

Jobvote kann hier ein wenig Klarheit hineinbringen, dürfte jedoch speziell in der Startphase ein paar Schwierigkeiten haben. Statistisch valide Werte sind erst ab einer gewissen Anzahl von Einträgen möglich, sonst kann ein Meckerer die ganze Firma in Verruf bringen. Weiterhin bin ich gespannt, wie die beurteilten Firmen reagieren. Nachdem schon bei der Lehrerbewertung einige Prozesse wegen eventueller Rufschädigung liefen, wird es bei Firmen (wo es ums Geld und die Gewinnung der besten Mitarbeiter geht) wohl ein noch heißerer Tanz werden.

Auch darf man gespannt sein, wie schnell Personalabteilungen auf dieses Angebot reagieren. Möglich ist von der Hexenjagd auf petzende Mitarbeiter bis zur Nötigung massenhaft positiver Profile durch die Mitarbeiter so einiges. Es wird wohl ähnlich wie bei Hotelbewertungen laufen – mit Meckerern und Eigenbewertungen. Neben echten Kommentaren und aussagekräftigen Fakten dürften sich sowohl unzufriedene Mitarbeiter, wie auch um eine positive Außendarstellung bemühte Personaler ein heißes Rennen liefern. Man kann sich jetzt schon vorstellen, dass auch Presseabteilungen sowie Agenturen einige Einträge lancieren werden.

Das Internet ist und bleibt hierbei ein virtueller Raum, der neben rein persönlichen Empfindungen auch Manipulationsversuche sowie die üblichen zwischenmenschlichen Probleme abbildet. Man darf gespannt sein, wie sich die Plattform entwickelt und wann Jobvote den ersten Prozess am Halse hat – und von wem ;-). In jedem Fall entsteht ein sehr komplexes neues Szenario, bei dem man mit Abstraktionsvermögen und Lesen zwischen den Zeilen einige interessante Informationen herausfischen kann.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de