Man findet im Web ziemlich viel über Menschen. Das kann positiv sein, wenn es um Referenzen oder Projekte geht. Das kann aber genau so gut negativ sein, wenn unbedachte Kommentare in Foren gemacht wurden oder Probleme mit Firmen auftraten. Gerade Personalsachbearbeiter bemühen gerne Yasni, 123people oder andere Dienste, wenn sie sich ein Bild eines möglichen Mitarbeiters machen möchten. Aber auch Firmen schauen gerne einmal hinter die schöne Kulisse eines möglichen Geschäftspartners. Wohl dem, der mit guten Arbeitsleistungen und einem einwandfreien Leumund unterwegs ist.
Das sind bei Weitem nicht alle. Jugendsünden in Baggerforen, eine hitzige Auseinandersetzung auf Xing oder anderen Foren sind selbst bei Vergabe eines Nick-Namens schnell gefunden. Hier setzen immer mehr Dienstleister an, die sowohl eine aktuelle Bestandsaufnahme, wie auch im Zweifelsfall eine „Säuberung“ des Namens anbieten. Dabei sind einige Nutzer des Webs stark verunsichert, was denn alles über sie zu finden ist. Bitte vergessen Sie auch nicht die Möglichkeiten frustrierter Partner, gekrachter Geschäftsbeziehungen oder einfach von Trollen (Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als generell Ärger zu machen), Sie mit Nennung Ihres Namens in dubiose Umfelder zu bringen.
Nicht zuletzt gibt es die Möglichkeit von Namensverwechslungen, bei denen gebräuchliche Missverständnisse entstehen können. Mein Name beispielsweise ist trotz sehr ungewöhnlicher Schreibweise des Nachnamens gleich noch bei einem Versichungsvertreter, entsetzlich, oder einem Weingut/-händler zu finden. Allerdings habe ich keine Ahnung, was dessen Tropfen taugen ;-). Dafür dürfte ich einige mögliche Geschäftspartner kräftig verwirren angesichts diverser unterschiedlicher Impressa, bei denen ich an der ein oder anderen Webseite etwas realisiert habe oder bei einer Präsentation in Warschau, die in Form einer Studie durchs Netz geistert.
Der durchschnittliche Nutzer dürfte sich des Umfangs seiner gespeicherten Daten kaum bewusst sein. Wer sich jedoch dessen bewusst ist, findet eine zunehmende Anzahl an Diensten, um seinen Namen zu säubern. Das kann zu einer wahren Sysiphusarbeit werden, weil sehr viele Informationen redundant vorliegen und teilweise sofort auf zig Seiten auftauchen. Yasni und 123people korrelieren diese Daten und spucken sofort diverse Ergebnisse aus.
Ich halte es für bedenklich, wie das geschieht und welche Missverständnisse bei einem normalen Nutzer entstehen können. Was mir bei Yasni gar nicht gefällt, ist die Tag-Cloud, also die Anzeige der letzten Eingaben. Die Suche nach Lieschen Müller wird so zu einem öffentlichen Ereignis, das jeder andere Benutzer mal eben auch anklicken kann. Kommt dazu noch bei Yasni eine weit reichende Profilierungsmöglichkeit, ist die Privatsphäre des Gesuchten dahin. Wer Böses im Schilde führt, könnte in Foren ein paar blöde Kommentare mit Namensnennung einsetzen und fortan munter so lange das Profil auf Yasni aufrufen, bis genügend zufällige Besucher die üble Nachricht gelesen haben.
Gehen Sie bitte nicht davon aus, dass sich jeder die Arbeit macht, eine Meldung oder ein Profil gründlich zu recherchieren. Oft schon aus technischem Wissensmangel scheitert eine ehrliche und aussagekräftige Aufbereitung der Daten. Meines Erachtens rücken durch Yasni und Co zu schnell nicht validierte Informationen und Halbwahrheiten an die Öffentlichkeit.
Die neuen Dienstleister, meinetwegen Säuberungsdienste fürs Web, werden noch jede Menge zu tun bekommen, wenn nicht allgemein und weltweit ähnliche Schutzmaßnahmen erfolgen. Merke: man braucht nicht die Telekom zum Ausspionieren von Privatleuten, das gibts in anderer Form schon länger. Entsprechend sollte man sehr, sehr vorsichtig sein, was man wo und wie schreibt sowie immer ein Auge darauf haben, wie frustriert ein ehemaliger Partner ist und wie gut er/sie mit einem Rechner umgehen kann.
