Stuttgart 21 – die Schlichtungsrunden

Ich gebe ja zu, dass ich von Technik fasziniert bin und es auch gerne bequem habe. In so fern würde ich eine Verbesserung der Bahnverbindung in den Süden absolut begrüßen. Wo ich allerdings Bauchschmerzen habe, sind einige Punkte, welche in den Diskussionen unter der übrigens bislang guten Leitung von Heiner Geißler aufgezeigt wurden.

Es gab anscheinend auch von den Befürwortern ernst genommene Kritikpunkte, dass die Zufahrtswege zum geplanten Tiefbahnhof vielleicht etwas knapp dimensioniert sind und bei geplanten nur 8 Gleisen im Tiefbahnhof weniger Spielraum für Verspätungen ist. Tenor der Befürworter: Dann bauen wir eben parallel noch ein Gleis in der Zufahrt. Das war bislang nicht auf der sowieso schon sauteuren Rechnung.

Wo mir schlichtweg immer wieder die Klappe herunterfällt, ist allerdings die Dreistigkeit, mit der geschummelt wird. Es sollen 2 Millionen Passagiere mehr pro Jahr werden auf der Strecke zwischen Frankfurt und München. Das wäre umweltschonend und zukunftssichernd. Allerdings kommen viele Passagiere von den 2 Millionen gar nicht durch Stuttgart, sondern entstehen beispielsweise zwischen Franktfurt und Mannheim oder auf anderen Teilstrecken. Damit hat Stuttgart 21 nichts zu tun. Das macht die Sache für mich nicht glaubwürdiger.

Was ich bislang nicht wusste, betrifft die Erhöhung der Streckengebühren. Jeder Zugbetreiber zahlt an die Netzabteilung der Bahn pro gefahrenem Kilometer meinetwegen 5 Euro. Der Preis hängt von der Qualität und Attraktivität der Strecke ab. Wenn man eine bislang gut ausgebaute Strecke durch eine Hochgeschwindigkeitstrasse ersetzt, steigt der Streckenpreis locker auf das Doppelte und noch mehr. Die für mich extrem unsympathisch dreist auftretende Verkehrsministerin Gönner meint, dass trotz einer solchen Erhöhung nicht weniger Regionalexpresse eingesetzt werden sollen, weil man in Ausschreibungsverfahren zwischen Bahn und privaten Anbietern das Geld wieder einsparen kann. Na dann mal viel Spaß, wir reden hier über zig Millionen pro Jahr. Für mich bedeutet die Preiserhöhung der Streckenkilometer: Entweder fahren weniger Züge (=prozentuale Preiserhöhung der Gesamtlösung pro Passagier) oder der Steuerzahler darf wieder subventionieren. Damit wird der Spaß jedenfalls nochmals teurer.

Wo mir aber die Klappe runtergefallen ist, sind die angeblich durch Stuttgart 21 möglichen Zuwächse der Wirtschaft. Der Flughafen Stuttgart soll attraktiver werden. Moment, haben wir nicht das Ziel eines besseren und umweltfreundlicheren Bahnverkehrs? Die Messe Stuttgart soll attraktiver werden. Moment, haben wir nicht zuviel Kapazität von Messen in Deutschland? Für solche Sachen habe ich keine Antworten. Es riecht nach sauteuren Umverlagerungen ohne national gesamtwirtschaftliche Steigerung. Dazu weiß ich nicht, wer bei dem ganzen Spaß den größten Reibach geplant hat. Wie sagt man so schön in Baden-Württemberg? Da sausen viele Personen im Projekt herum, deren Engagement für Stuttgart 21 ein deutliches G`schmäckle hat………… Und dafür wollen die meine Steuern ausgeben? Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Autor: Georg Grohs Online Marketing

Online Marketing, Erfahrung seit 1998, einige einzigartige Erfolge. Aber immer mit einem Lächeln. georg-grohs.de