Da hat Wikileaks wieder mal Pubilicity ohne Ende, was dem sensationsfreudigen Gründer etwas das sowieso nicht kleine Ego streichelt. Ohne auf die politische Intention (alle Mann nach links!) des Gründers einzugehen, musste ich bei den Schlagzeilen und den entsprechenden Berichten von New York Times, Guardian und Spiegel etwas grinsen.
Als erstes zu Deutschland. Da kommen die Politiker hierzulande nicht gut weg und sind eigentlich so charakterisiert, wie das deutsche Zeitungen schon länger machen. Schaumschläger und Zauderer. Mal ehrlich, brauchten Sie Wikileaks, um das zu erfahren? Sie sehen es doch täglich im Fernsehen. 🙂 Und auch die Quelle für Informationen aus den Koalitionsverhandlungen, ein aufstrebendes FDP-Mitglied, wundert nicht. Fragen Sie einfach mal das nächste Hotel, was die FDP so alles gerne macht…….
Interessanter ist, was sich global alles tut. Offiziell ist die ganze arabische Welt ein seliger Verband von Glaubensbrüdern. Inoffiziell wären viele froh, wenn der durchgeknallte Präsident im Iran an die Wand gestellt würde. Belustigend ist da auch der olle Ghaddafi. Hält sich anscheinend ne üppige Krankenschwester aus der Ukraine für umfangreiche Pflegedienstleistungen seines kleinen Ghaddafi. Naja, besser so ein Hobby, als dass er Bomben baut. Jemen ist da entspannter. Wenn die Amerikaner ein paar Terroristen von Al Quaida ins Jenseits sprengen, sagen die einfach, sie wären es selbst gewesen. Reiche Saudis sind offenbar immer noch die großen Gönner des Terrors und über Syrien wußte man sowieso schon vor Wikileaks, dass deren Präsident seinen Kollegen im Libanon in die Luft jagen ließ und nun munter die Hisbollah aufrüstet – was für ein Arschloch. Und dass die afghanische Regierung ein ziemlich korrupter Sauhaufen ist, hat nun wirklich keinen Neuigkeitswert. Zusammengefasst knirscht es gewaltig in islamischen Ländern, nach außen brüderlich wegen gemeinsamem Glauben, nach innen spinnefeind. Da hat mans nun offiziell: Es ist ein diplomatisches Wespennest auf Amok.
Die Berichte über andere Politiker und Länder sind so umwerfend auch nicht. Wer sehenden Auges durch die Welt läuft, denkt sich seit langem seinen Teil zu kleinen Männern mit übereifrigen Ambitionen – Sarkozy – und im Falle Berlusconi auch reichlich Dreck am Stecken. Nicht neu ist auch, dass Putin nach wie vor der große Boss in Russland ist und die Machtstrukturen mafiöse Züge haben.
Asien kommt recht schlecht weg. Erstmal wirds offiziell, dass China längst einen Wirtschaftskrieg und auch einen Cyberwar führt. Dazu zählen staatliche Angriffe auf alles mögliche – von Google bis zu Wirtschaftsunternehmen. Na, wer hätte das denn gedacht, wenn sogar schon die deutsche Regierung ausgespäht werden sollte? So neu ists nun wirklich nicht. Ich würde aber ja gerne mal, so denn vorhanden, die Psychogramme von Kim Il Sung und Kim Jong Il lesen.
Wie dem auch sei, die Veröffentlichung auf Wikileaks ist DER Super-GAU für die US-Diplomatie. Da ist viel Porzellan zerdeppert worden. Leider wird es im Zuge der Veröffentlichung auch einige Informanten treffen. Und auch sensible, sehr positive Entwicklungen in Friedensprozessen können massiven Schaden nehmen. Wie üblich agiert Wikileaks hier egozentriert auf seinen Gründer und dessen linkspopulistisches Weltbild. Etwas mehr Feingefühl wäre angebracht.
Lustig dürfte jetzt die (elektronische) ideologische Prügelei zwischen Befürwortern und Gegnern werden ;-).